Das Literaturhaus am Inn veranstaltet regelmäßig Lesungen, Buchpräsentationen und Diskussionen in Innsbruck. Wie die Programmgestaltung unter Ausbruch der Corona-Pandemie ausgesehen hat, erzählt uns Anna Rottensteiner, die Leiterin des Literaturhauses.

Liebe Anna Rottensteiner, wie ist es dem Literaturhaus im außergewöhnlichen Jahr 2020 ergangen?
Im Vergleich zu anderen Kulturinitiativen haben wir den großen Vorteil, dass wir keine Eintritte bei unseren Veranstaltungen verlangen und daher auch keine finanziellen Einbußen zu verzeichnen hatten. Wir sahen es im Zuge der Pandemie als unseren Auftrag an, weiterhin so viel wie möglich Literatur zu veranstalten, um die Autoren und Autorinnen dadurch finanziell zu unterstützen. Aber auch, um Kultur in Zeiten der Krise präsenter denn je zu halten.
Wie habt ihr dieses Vorhaben umgesetzt?
Wir stellten relativ schnell auf Online- Video- und Radioschiene um, die uns tatsächlich sehr viel Spaß machte. Über unseren Newsletter informierten wir unsere Besucherinnen und Besucher regelmäßig über das Geschehen im Literaturhaus. So erhielten wir sogar zahlreiche positive Rückmeldungen zu unserem Programm.
Was hat euch in der Krise positiv überrascht? Und was war besonders schwierig?
Die Digitalisierung von Kultur ist natürlich zweischneidig: zum einen geht die persönliche Begegnung und die soziale Komponente verloren; zum anderen kann man an kulturellen Events weltweit teilnehmen, denn zahlreiche Vereine, Institutionen und Veranstalter stiegen auf Online-Programm um. Ich persönlich habe das als sehr bereichernd empfunden und auch ordentlich ausgenutzt. So war ich sowohl im Gorki-Theater Berlin, habe an einem Lesekreis einer Buchhandlung in Palermo teilgenommen oder an Lesungen des PEN America zugunsten der belorussischen Protestbewegung.
Ernüchternd ist allerdings, dass das technische Equipment 1A sein muss, damit die Lesungen bzw. Veranstaltungen auch halbwegs die Qualität haben, die man als professioneller Veranstalter bieten möchte. Und zwar nicht nur das eigene, sondern auch das des Autors, der Autorin auf der anderen Seite der „Leitung“. Und das ist jedes Mal ein ordentlicher Thrill.
Wie wird es im Jahr 2021 weitergehen?
Inhaltlich ist es eine große Herausforderung. Wir wollen die Situation nutzen und neue, spannende Formate entwickeln, die nicht die „physische Präsenz“ erfordern und daher viel globaler angelegt sind. In diese Richtung wollen wir 2021 und darüber hinaus dranbleiben!
Tipp für Interessierte: Das Literaturhaus betreibt zusammen mit dem Brenner-Archiv das Online-Magazin LiLit – Literarisches Leben in Tirol, wo über literarisches Leben in Nord-, Ost- und Südtirol berichtet wird.
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