
Lieber Thomas Medicus, erzähle uns etwas über deinen künstlerischen Hintergrund!
Mein künstlerischer Fokus liegt auf sogenannte anamorphe Skulpturen aus Glas. Nebenbei betätige ich mich auch in Feldern wie Illustration, Animation, Bleiverglasungen, digitale Kunst und Kunst im öffentlichen Raum. Nach meinem Studium der Sozialen Arbeit am MCI Innsbruck habe ich das Kolleg an der Glasfachschule Kramsach besucht, wo ich mit Glas zu arbeiten begann. Seit mehreren Jahren bin ich neben meiner Arbeit als bildender Künstler in der Tiroler Glasmalerei tätig, wo ich vor allem Bleiverglasungen und Kirchenfenster anfertige und restauriere.
Wie hast du das Jahr 2020 erlebt?
2020 hatte ich viel Glück, da ich kurz vor dem ersten Lockdown einen großen skulpturalen Auftrag in Dubai erhielt. Das bedeutete, dass ich während dem Lockdown viel planerische Arbeit hatte, die ich von zuhause aus am PC erledigen konnte und vor allem, dass für mich aus der Coronakrise keine unmittelbaren finanziellen Engpässe entstanden sind. Mein zweites Standbein – die Restaurierung und Neuanfertigung von Bleiverglasungen und Kirchenfenstern – ist von der Krise nicht stark betroffen, da die meisten Arbeiten an den Gebäuden trotz Covid durchführbar blieben.
Ich gehöre also nicht zu dem Leidtragenden dieser Krise, dennoch ist es erschreckend zu sehen, wie der veranstaltungsgebundene Kultursektor aktuell quasi nicht existent ist. Ich hoffe sehr für alle Betroffenen und Kulturschaffenden – aber auch für die Lebendigkeit der Gesellschaft -, dass wir diese Krise bald im Griff haben und der Kulturbetrieb wieder anlaufen kann.
Welche Rolle spielt das Internet im Zuge der Krise für dich und deine Kunst?
Das, in diesem Fall krisensichere Internet war stets eine wichtige Plattform für meine Arbeiten. Auch wenn online immer nur Abbildungen von Kunst anstatt Originale gezeigt werden können und soziale Medien Kurzlebigkeit fördern und Kontextualisierung erschweren, so bietet das Internet dennoch einen niederschwelligen und ortsunabhängigen Zugang zu Kunst und das mag ich daran.
Was steht bei dir als Nächstes an?
Aktuell richte ich meine neue Werkstatt her und freue mich, dort bald Projekte realisieren zu können. Ich arbeite meistens an verschiedenen Ideen gleichzeitig und es hängt von unterschiedlichen Faktoren ab, ob und wann welche Arbeiten fertig werden.
Im Zuge der diesjährigen TKI open – Ausschreibung wurde dein Projekt „Down The River“ von der Jury ausgewählt. Kannst du uns schon vorweg etwas darüber verraten?
Ja genau, 2021 wird es ein von TKI open gefördertes Projekt im öffentlichen Raum in Innsbruck geben. Basierend auf meinen vorausgegangenen anamorphen Skulpturen wird auch diese Arbeit ein solcher Würfel sein. Die Idee ist, vier heimische Tierarten zu zeigen, die im Zusammenhang mit dem Klimawandel und der Biodiversitätskrise stehen. Beim Umrunden der Skulptur lösen sich die Darstellungen je nach Standpunkt auf oder fügen sich zusammen. Neben dieser künstlerischen Verarbeitung des Themas, gibt es auf jeder Seite der Skulptur einen Text, der sowohl einen Tirol-spezifischen Bezug als auch globale Zusammenhänge herstellt. In der Arbeit drückt sich aber auch unser grundsätzliches Verhältnis zur Natur aus: Die Tierdarstellungen sind in einem Glaswürfel auf einem Betonsockel festgehalten.

Zu den bisherigen Projekten von Thomas Medicus