✩ 23 ✩ Krater Fajan

Krater Fajan sind ein Architektur- und Kunstkollektiv. Seit ein paar Jahren richten sie in Innsbruck und Umgebung Lokale ein, sind in Zwischennutzungsprojekten aktiv, entwerfen, bauen und gestalten Installationen, Bühnen, Ausstellungen und alles, was ihnen sonst noch so in den Sinn kommt. Wofür sie die turbulente Zeit des letzten Jahres genutzt haben und wie es ihnen dabei ergangen ist, haben sie uns für Tag 23 des Kulturkalenders erzählt.

„Leuchtturm“, Theaterfestival Steudltenn, Uderns | Foto: Ufuk Sagir

Liebe Jungs, erzählt uns ein bisschen von eurem Kollektiv.

Die Gruppendynamik ist ein undurchschaubares, unergründliches Ding. Viele Köpfe, viele Luftschlösser, viele Phantasien, viele Unterschiede. Das bringt Vorteile mit sich, hindert uns aber auch daran, alles unter einen Hut zu bekommen. Das kann man als Schwierigkeit betrachten, kann es aber auch nutzen um sich nicht unter einen Hut stecken zu lassen. Eines steht jedenfalls fest: Wir sind zwar ein Kollektiv mit einer sich wandelnden Agenda, haben es uns aber zum Auftrag gemacht gemeinsam Dinge anzupacken, auszutüfteln, sie auszuloten und wieder aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wir kippeln bis es kribbelt und erforschen Kratergrenzen bis der Meteorit uns trifft. Dafür müssen wir mit euch träumen, diskutieren uns auseinander- und wieder zusammensetzen.

Wie war das Jahr 2020 für euch?

Dadurch, dass der momentane Zustand einfach jeden und alle betrifft, sind auch wir gerade dabei zu lernen, wie Kommunikation und Zusammenarbeit auch über digitale Wege gut funktionieren kann. Gleichzeitig sehnen wir uns natürlich den Tag herbei, an dem man wieder ohne Hintergedanken zusammensitzen kann.

Das Jahr hat sich für uns ungefähr angefühlt wie: Eine prächtige Eiswaffel mit jeweils einer Kugel Schokoladen- und Pistazieneis, welche auf tragische Art und Weise ihren Weg auf den von der Mittagssonne brennend heißen Strandpromenaden-Asphalt finden. Ein Obstverkäufer versucht in einigen Metern Entfernung in übertriebener Lautstärke seine letzten drei Scheiben Ananas einer britischen Touristin anzudrehen, während deren Hund seelenruhig an den Obstwagen uriniert und mit sehnsüchtigem Blick die verunglückten Eiskugeln fixiert. Aus dem Hafencafé dudelt die Melodie von Spliffs „Carbonara“ und ein junges Pärchen auf Hochzeitsreise summt im Vorbeischlendern beschwingt mit, während es noch nicht weiß, dass es die letzte Fähre des Tages verpassen wird, weil er vergessen hat seine Uhr auf die neue Zeitzone umzustellen.

Zum Glück wurde uns der Zugang zum Strand dieses Jahr ohnehin verwehrt und so konnten wir unsere Energien anderweitig bündeln.

„Goldfischrinnenrennen“, Mondsee | Foto: Christoph Schwarz

Woran habt ihr im vergangenen Jahr trotz allem arbeiten können?

Dadurch, dass die Situation viele Ungewissheiten mit sich gebracht hat, was die Realisierung von Projekten angeht, haben wir das Jahr hauptsächlich dazu genutzt, unsere angestauten privaten Projekte vorwärts zu bringen, die nicht an so viele externe Faktoren gebunden waren. Die zeitweise Isolation war aber auch praktisch, um einige langzeitig intern besprochene Themen wie beispielsweise den Bau einer Website durchzuziehen.

Nichtsdestotrotz haben wir erneut eine Installation für das Theaterfestival Steudltenn im Zillertal realisieren können, was uns ein besonderes Anliegen war, da gerade die Theaterbranche dieses Jahr erhebliche Schwierigkeiten bei der Planung hatte. Chapeau an das Team vor Ort, dass sie es geschafft haben, das Sommerprogramm trotz aller Einschränkungen auf die Beine zu stellen!

Im Auftrag der ÖH-UMIT haben wir eine Sitzlandschaft für den UMIT-UniCampus in Hall in Tirol entworfen. Die Realisierung musste allerdings wegen der aktuellen Situation auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Ansonsten war ein Teil unseres Kollektivs noch bei diversen Ausstellungsarbeiten im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum beteiligt und hat die Gestaltung und Planung der kürzlich angelaufenen Defregger-Ausstellung übernommen. Alles in Allem könnte man sagen, dass das Jahr eher „projektmager“, die dadurch gewonnene Zeit aber wichtig war, um diverse kollektivinterne Problemlösungen zu erarbeiten, die sonst aus Zeitdruck meist auf der Strecke geblieben sind.

Was habt ihr für 2021 geplant?

Im neuen Jahr haben wir uns vorgenommen, unsere Vereinsstruktur weiter auszubauen (ihr könnt also bald ein Teil davon werden) und neben den jetzt bereits fixierten Projekten auch unterschiedliche Ideen, wie Vortragsreihen in unseren Ateliers oder diverse „Event-befreite“ architektonische Installationen im städtischen Raum zu realisieren, welche schon dieses Jahr angedacht gewesen wären.

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