Ganz Innsbruck im Slam-Fieber: Ö-SLAM 2025

Der Ö-Slam kehrt zurück in seine Wiege: Innsbruck wird von heute bis Samstag, 16. bis 18. Oktober zum Mittelpunkt der österreichischen Poetry-Slam-Szene. In drei Bewerben messen sich insgesamt über 50 Slam-Poetinnen um die Titel Ö-Slam-Meister:in, U20-Meister:in und Team-Meister:innen. Los geht’s heute Abend in der Bäckerei – Kulturbackstube mit zwei der drei Halbfinale im Einzelbewerb. Mit dabei: Newcomerin Magdalena Schweissgut alias Lenny, Vize-Tirol-Meisterin 2024 und Preisträgerin des Tiroler Poetry-Slam-Förderungspreises 2024 mit dem Jury-Urteil: „aufgehender Stern am Tiroler Poetry-Slam-Himmel“. Wir haben sie gefragt, wie sie sich vorbereitet hat, ob sie schon nervös ist – und worauf sie sich am meisten freut.

Slammerin Lenny zählt zu den spannendsten neuen Stimmen der Tiroler Poetry-Slam-Szene – heute, 16.10., steht sie erstmals auf der Bühne des Ö-Slam. | Photo: Fabian Jung

Slam it, Baby: It’s Ö-Slam-Time again!

Es wird gereimt, gerappt, gestikuliert, geflucht, geseufzt – und das mit glühender Leidenschaft, roher Emotion, pointenreich oder nachdenklich, in tiefstem Dialekt oder gepflegter Standardsprache, mit ganz viel Sprachgefühl, Wortspiel und vermutlich auch einer Prise Herzklopfen: In Innsbruck findet dieser Tage die 19. Ausgabe der Österreichischen Poetry-Slam-Meister*innenschaft statt, kurz: Ö-Slam. Die Stationen der insgesamt sechs Veranstaltungen in drei Bewerben führen interessierte Zuschauer:innen von der Bäckerei – Kulturbackstube ins BRUX – Freies Theater und in das Metropol Kino bis hin in das Große Haus des Tiroler Landestheaters. Organisiert wird der Ö-Slam 2025 in Innsbruck vom örtlichen Komitee des Vereins Slam Poetry Tirol (SPoT). In dem Event stecken über zwei Jahre intensiver Arbeit – was die Organisator:innen darüber berichten, gibt es übrigens pünktlich zum Finale in unserem nächsten Beitrag am Samstag, 18. Oktober, nachzulesen.

Über 50 Teilnehmer:innen aus ganz Österreich und Südtirol nehmen an den Bewerben teil mit dem Ziel, sich den Titel Ö-Slam-Meister:in, U20-Meister:in und Team-Meister:innen zu holen. Sie wetteifern um Wortwitz, Gänsehaut und Applaus, um Begeisterungsstürme, Tiefsinn, Empörung, spontane Energie und Synapsenfeuerwerke. Ob lyrisch, politisch, philosophisch, Comedy, Performance oder Storytelling: Das Publikum entscheidet, wer das Finale erreicht. Wer die Teilnehmer:innen-Liste liest, kann sich schon vorstellen, welche hochkarätigen Veranstaltungen da auf das geneigte Publikum zukommen: Vom Titelverteidiger David Samhaber (Wien) über eine der international bekanntesten Slam-Poetinnen des deutschsprachigen Raums Katharina Wenty (Niederösterreich), Vizeweltmeister Emil Kaschka (Tirol) bis hin zu U20-Meisterin 2024 Lia Hartl (Vorarlberg). Moderiert werden die Veranstaltungen von Slam-Koryphäen wie Mieze Medusa, Yasmin Hafedh, Tereza Hossa, Janea Hansen, Markus Köhle, Leo Dravoj, Tamara Stocker, Die Bacher, Anna Schober, Martin Fritz und Katrin ohne H, mit Features namhafter Künstler:innen wie Silke Gruber, Roswitha Matt, Shafia Khawaja oder der Eierstockgäng und mit musikalischen Einlagen von Martin Fritz, Dottoressa Autogrill, Die Zynischen Gossiphuren oder DJ Kleinradhuelse.

Ein besonderes Highlight ist der Teambewerb, bei dem bis zu fünf Poet:innen gemeinsam performen. Auch das U20-Finale präsentiert sich vielversprechend. Und auch wenn viele insbesondere den Einzelbewerben entgegenfiebern: Die Veranstalter betonen, dass gerade die jungen Slamer:innen oft mutiger, radikaler und innovativer auftreten als die älteren Kolleg:innen. Wir sind sehr gespannt auf die Bewerbe und empfehlen allen noch Unentschlossenen: Schnell noch Tickets für die verfügbaren Events sichern! (Halbfinale 2 & 3 sind Stand Mittwoch bereits ausverkauft, für die anderen Bewerbe wird es voraussichtlich auch noch eine Abendkassa geben.)

Das Sujet der diesjährigen Meister*innenschaft – inklusive Otter-Maskottchen. | SPoT
Eine kurze Geschichte der Slam-Poetry in Innsbruck und Tirol

Die Tiroler und insbesondere Innsbrucker Poetry-Slam-Szene ist bunt, vielfältig, laut und bereits über Jahrzehnte gewachsen. Genauer gesagt haben Poetry-Slams in Innsbruck vor über 20 Jahren Einzug gehalten. Damals war die Tiroler Landeshauptstadt der erste Schauplatz österreichweit. Entstanden in den 1980er-Jahren in Chicago mit dem Ziel, die verstaubte Dichterszene zu modernisieren, breitete sich die spezielle Form der Spoken-Word-Poetry inklusive zugehöriger Dichterwettstreit-Bühne weltweit aus. Aus Übersee dann in den 1990er-Jahren nach Deutschland übergeschwappt und von dort nach Österreich. Als Poetry-Slam-Pionier schlechthin gilt der Tiroler Markus Köhle, der den Bäckerei Poetry Slam 2002 (damals noch im Bierstindl) sowie den Nationalwettbewerb Ö-Slam 2007 ins Leben gerufen hat. Gemeinsam mit weiteren Innsbrucker Poetry-Slam-Urgesteinen wie Martin Fritz gründete er den Verein Slam-Poetry Tirol (SPoT) zur Förderung der literarisch-performativen Kunst in ganz Tirol. Seither entstanden nicht nur in Innsbruck vielfache Formate in unterschiedlichen Veranstaltungsstätten, darunter auch der Hörsaal-Slam, Gestaltwandler-Slam, Glam-Slam oder Sauna-Slam – Poetry-Slams wurden inzwischen sicher in jeder größeren Marktgemeinde in Tirol veranstaltet. Das Prinzip ist immer das gleiche: Es gibt eine:n MC, der durch das Programm führt, die Slam-Poet:innen treten in jeweils fünfminütigen Auftritten in zwei Runden gegeneinander an, am Ende gibt es eine:n Sieger:in. Die Bewertung erfolgt durch das Publikum: Als Jury fungieren zufällig ausgewählte Zuseher:innen, die die Auftritte mit Punkten von 1–10 bewerten. Um Verzerrungen zu eliminieren, werden nach der Wertung die jeweils niedrigste und höchste Punktzahl gestrichen. Die Teilnehmer:innen mit den höchsten Punktzahlen kommen in die zweite Runde und das Spiel beginnt von vorne. Eine andere Variante ist die Bewertung durch das gesamte Publikum, das umso mehr Lärm macht, klatscht, stampft und johlt, je besser ihm die Performance gefallen hat. Die anhaltende Beliebtheit von Poetry-Slams und der nicht anhaltend wollende Zuseher:innen-Zustrom ist aber nicht nur dem partizipativen Format, also dieser speziellen, spannenden und unterhaltsamen Darbietungs- und Wettbewerbsform geschuldet, vor allem aber der Kreativität der auftretenden Künstler:innen, die das Publikum mit ihren gefinkelten Beobachtungen, ihrem Wortwitz, mal durch ihren Ernst und mal durch ihre Komik, absolut in ihren Bann ziehen. Das Schöne ist: Jede:r kann mitmachen. Wer also Lust hat, nach den Performances des Ö-Slam sich selbst an der Dichtkunst zu probieren: Slam-Poetry Tirol freut sich immer über Nachwuchs.

Zum ersten Mal auf der Ö-Slam-Bühne: Im Gespräch mit Lenny

Die Tiroler Slammerin Magdalena Schweissgut alias Lenny hat die heimischen Poetry-Slam-Bühnen innerhalb kürzester Zeit im Sturm erobert: 2024 wurde sie Zweitplatzierte im tirolweiten Landesbewerb und erhielt den Förderungspreis des Landes Tirol. Als eine der spannendsten neuen Stimmen der Tiroler Slam-Szene steht sie heute zum ersten Mal auf der Bühne beim Ö-Slam. Wir haben mit ihr gesprochen und den Lampenfiebermesser ausgepackt.

Beim Glam-Slam: Lenny in Action. | photo: Benedikt Grawe

Du stehst zum ersten Mal beim Ö-Slam auf der Bühne, und dann auch noch auf heimischem Boden in Innsbruck. Wie fühlt sich das an?

Furchteinflößend und beruhigend zugleich – geht das? (lacht) Ich bin schon sehr nervös vor meinem ersten Ö-Slam, freu mich aber gleichzeitig auch total drauf! Dass er in Innsbruck ist, ist natürlich cool, und es ist schon etwas beruhigend, dass man das Publikum ein bisschen kennt und natürlich auch viele Freunde und Familie dabei sein können. Auf der anderen Seite will man dann natürlich extra abliefern.

Wie hast du dich in den letzten Wochen vorbereitet auf das Event?

Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, welche Texte ich vortragen möchte. Das ist gar nicht so einfach, weil meine Lieblingstexte in der Vergangenheit nicht immer die waren, die am besten angekommen sind. Ein großes Thema bei mir ist auch das Performen – darin bin ich nicht so gut (lacht). Und das hat mich in den letzten Wochen auch ziemlich beschäftigt.

Wie bewertest du deine Chancen für den Finaleinzug?

Hmm natürlich träume ich vom Finale! (lacht) Das wär schon voll cool! Aber ich weiß, dass nur die Besten aus ganz Österreich beim Ö-Slam dabei sind, und auch, dass ich noch relativ neu dabei bin beim Slammen. Von dem her sehe ich das Ganze schon realistisch (zwinkert).

Wie bist du zum Poetry-Slam gekommen und was sind deine bisher eindrücklichsten Erinnerungen und Meilensteine?

Ich hab immer schon gern geschrieben, aber eben mehr für mich selbst. Als ich dann das erste Mal zuschauen war bei einem Slam, hab ich so ein Kribbeln gespürt, so ein „das-will-ich-auch-Gefühl“. Und von da an hatte sich die Idee in meinem Kopf eingepflanzt, dass ist Slammerin werden will (lacht). Es hat dann zwar noch lange gedauert, bis ich wirklich regelmäßig bei Slams mitgemacht habe, aber angefangen hat das Ganze schon vor langer Zeit – zumindest in meinem Kopf.

Mein erster Sieg in der Bäckerei war emotional schon brutal für mich (lacht). Da hätt ich mich am liebsten in einer Ecke verkrochen und geweint (lacht). Das hat mich ziemlich überfordert. Genauso der zweite Platz beim Tirol Slam 2024 – das war recht unerwartet für mich und hat mich extrem gefreut! Und dann natürlich, dass ich den Förderpreis des Landes Tirol verliehen bekam – das alles hat mich wahnsinnig gefreut und mich auch bestärkt, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

Gibt es Themen oder Emotionen, die dich in deinen Texten besonders antreiben?

Mittlerweile schreibe ich eigentlich über alles – von Liebeskummer bis Haferflocken (lacht). Als ich anfing zu schreiben, waren es hauptsächlich melancholische Texte, in denen ich unterschiedliche Dinge aus meinem Leben aufgearbeitet habe. Mit der Zeit habe ich aber begonnen, zu experimentieren und ein bisschen Leichtigkeit und Witz in meine Texte einfließen zu lassen. Als ich meinen ersten lustigen Text vorgetragen habe, war ich ziemlich nervös, weil Humor dann halt doch noch mal eine ganz andere Nummer ist, und man nie weiß, ob das Publikum die gleichen Sachen lustig findet, wie man selbst (lacht).

Worauf freust du dich beim Ö-Slam 2025 in Innsbruck am meisten?

Eigentlich auf alles! (lacht) Das werden 3 super intensive Tage mit tollen Menschen, inspirierenden Texten, und vielen Gefühlen. Besonders neugierig bin ich auf das U20 Finale am Samstag, weil dort die Zukunft auftritt und es sehr beeindruckend ist, was man von den Jungen zu hören bekommt. Und auf das Team-Finale Freitag am freue ich mich auch sehr, weil ich persönlich noch nie einen reinen Team-Bewerb gesehen habe und Team-Slams einfach mega cool sind!

| Julia Zachenhofer


Ö-Slam 2025 | Innsbruck

Einzelbewerb Halbfinale 1: Donnerstag, 16.10., 17:30 Uhr, Die Bäckerei – Kulturbackstube
Einzelbewerb Halbfinale 2: Donnerstag, 16.10., 19:30 Uhr, Die Bäckerei – Kulturbackstube
Einzelbewerb Halbfinale 3: Freitag, 17.10., 17:30 Uhr, BRUX / Freies Theater Innsbruck
Team-Finale: Freitag, 17.10., 20:00 Uhr, Metropol Kino
U20-Finale: Samstag, 18.10., 16:00 Uhr, Großes Haus im Tiroler Landestheater
Einzelbewerb-Finale: Samstag, 18.10., 19:00 Uhr, Großes Haus im Tiroler Landestheater

Alle Infos auf: www.slampoetrytirol.at/oeslam25

Gleich in den Kalender eintragen: Timetable Ö-Slam 2025.

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