Underground: vom Proberaumkeller zur konsequenten Haltung – mit BUG in der p.m.k

Machen Viren wirklich krank? Manchmal ist es besser, keine Freunde zu haben. Drecksleben. Alptraumdasein. Todeslotterie. Jeder ist auf sich allein gestellt. Baby, wir werden geboren, um zu sterben. Halt‘s Maul und bete. Der Tod ist unerbittlich. Nur der Tod ist real. Nur Gott vergibt. Ich nicht. Es gibt keine Erlösung. Für Leute wie uns. Es gibt kein Morgen. Das waren Zeiten: Saufen, Ficken, Tanzen. Das Leben ist gut. Das Leben ist kein Wunschkonzert. Das System ist krank. Die neuen Herren sind multinationale Konzernbosse. Der große reset ist nahe. Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom. Es ist eine verrückte, abgefuckte Welt. Ist es nicht so? Wenn du nicht weisst, wohin du gehst, führt jeder Weg ans Ziel. Die Welt wird schwarz.

– BUG

Diese Lines stammen aus Songs wie „Free Britney“, „Grinning Cat“ oder „Virol“ und sind im aktuellen BUG-Album lux ultima zu hören. lux ultima ist lateinisch und bedeutet so viel wie „das letzte Licht“ oder Tod. Mit dieser Platte, die Ende 2023 erschienen ist, wird gewissermaßen ein Zyklus geschlossen, denn es ist das 10. Album der legendären Innsbrucker Underground Formation BUG (bestehend aus Oliver Altmayer, Andreas „Tinti“ Deutinger, Peter Hofer und Markus „Maggo“ Dolp), immerhin schreiben die „Bugbuam“ schon drei Jahrzehnte Musik- bzw. Noise-Geschichte. Vergangenen Samstag, 9.3.24, wurde die neue Platte live und ausgiebig in der p.m.k vor teilweise ausrastendem Publikum gefeiert – mit nicht weniger aufwühlendem Support-Sound von den Bands Reflektor (Graz) und Unbite (Stuttgart).

BUG live in der p.m.k | Foto: Kalmi

Von der Workstation in die p.m.k

Organisiert wurde diese Veranstaltung vom gemeinnützigen Verein Workstation. Eine weitere Institution der Innsbrucker Subkulturszene, die (1991 gegründet) mittlerweile auch schon Legendenstatus erreicht hat. In ihren Räumlichkeiten geht es gewöhnlich nicht weniger laut zu als in der p.m.k., doch ist die Workstation für die meisten in Innsbruck unter dem Radar, zumindest für jene, die selbst keine Musik machen. Die Workstation befindet sich in den Kellerräumlichkeiten des Jugendzentrums z6 und beherbergt dort sechs Proberäume, in denen an 365 Tagen im Jahr, von früh bis spät rund 30 unterschiedliche Bands ihre Lieder einüben und Krawall machen. Ziel des Vereins ist es, leistbare Infrastruktur und Raum für Musikschaffende (gegen einen Beitrag von € 30,- im Monat) bereitzustellen, wo sie in einem niederschwelligen Setting arbeiten und sich untereinander vernetzen können. Bei diesem gefragten Angebot wundert es nicht, dass die Workstation aktuell voll belegt ist und keine neuen Mitglieder aufnehmen kann. „Die Fluktuation ist auch relativ gering. Die Bands, die einmal dort sind, wollen natürlich bleiben, weil es im Vergleich zu Mietpreisen recht günstig ist, dort zu proben und auch die Lage sehr zentral ist“, sagt Chris Koubek, der die Workstation leitet. An den sehr vielen Anfragen von Bands zeichnet sich ab: „Leistbare Räume, in denen man auch laut sein kann, sind in Innsbruck absolute Mangelware“. Koubek ist 1997 selbst zur Workstation gekommen, nachdem er damals noch als Musiker mit seiner Band auf Proberaumsuche war, so ist er in die Organisation hineingewachsen und seither, u.a. als Geschäftsführer der p.m.k (gemeinsam mit David Prieth) als Kulturveranstalter tätig.

Im Gespräch erzählt er, wie die p.m.k gewissermaßen der Workstation entwachsen ist: „Wir haben in den späten 90er Jahren in der Workstation die Veranstaltungsreihe phon.zimmer ins Leben gerufen, mit der Idee, lokalen Bands niederschwellig eine Bühne zu bieten. An jedem neunten Tag fanden dort Konzerte statt, egal welcher Wochentag es war“. Diese Veranstaltungen wurden nicht offiziell beworben – weil nicht offiziell angemeldet: „Wir mussten immer irgendwie verstecken spielen, damit es nicht zu viele Leute mitbekamen“, erinnert sich Koubek. Doch in einer Kleinstadt wie Innsbruck, in der es kaum Alternativen gibt, ist dieses Spiel kein leichtes. Immer mehr Musiker und Musikerinnen wollten auftreten, Events fanden nunmehr öfters statt, und die Workstation etablierte sich als Underground Club der Innsbrucker Subkultur-Szene. Allerdings wurde der rege und nicht ganz legale Veranstaltungsbetrieb bald zum Problem – einerseits gab es Beschwerden aus der Nachbarschaft wegen Lärmbelästigung, anderseits fühlten sich teilweise auch Bands gestört, die aufgrund der vielen Events nicht mehr proben konnten. „Als dann auch noch der damalige Club Utopia in Konkurs ging, haben wir gemerkt, dass richtige Veranstaltungsorte in Innsbruck absolut fehlten“. Aus dieser Bewegung heraus ist schließlich die Idee p.m.k entstanden: „Es brauchte ein neues Konzept für ein Kulturzentrum. Nach vielen Jahren Verhandlungen und Aktionismus haben wir ein Lokal angemietet und die p.m.k eröffnet“. Es gab ab nun einen legalen Ort, wohin die Veranstaltungen verlagert wurden, und die Workstation konnte sich wieder auf ihren eigentlichen Vereinszweck – dem Bereitstellen von Probe- und Arbeitsräumen – zurückbesinnen.

Auch wenn der Bedarf an zusätzlichen Räumlichkeiten in der Szene immer noch groß ist, hat Koubek nicht vor, eine zweite Workstation zu eröffnen:

„Die Initiative muss von den Leuten kommen, die so etwas brauchen. Die, die die Workstation damals brauchten, haben sie sich aufgebaut, so wie wir die p.m.k aufgebaut haben. Wenn ein paar Leute ein gemeinsames Bedürfnis haben, etwas zu schaffen und diese Dringlichkeit groß genug ist, dann findet man wahrscheinlich auch einen Weg. Es ist heute sicher nicht einfacher geworden, man muss halt die Flucht nach vorne ergreifen und einfach tun, sonst passiert nichts“.

Die Workstation ist als Verein auch Mitglied der p.m.k und organisiert dort weiterhin Veranstaltungen. Als nächstes Event findet das „Tinnitusfest IBK“ am 13.4.2024 in Kooperation mit der Koa Musig, lei Gschnall Crew statt. Es spielen Verrat, Disgül und GalgenGesang.

Vom Untergrund-Dasein

Und nun zurück zu BUG – neben dem Female-Duo The Sweet Janes proben die Jungs von allen aktiven Workstation-Bands wohl schon am längsten in deren Räumlichkeiten und haben ihren Proberaum dort gewissermaßen bereits ersessen. Wir trafen uns letztens mit drei von vier „Bugbuam“ in den Bögen, im neuen Szenenlokal Kult, wo die Lärm-Band am 26.4.2024 eines ihrer seltenen Akustikkonzerte spielen wird. Im Interview erzählen sie, was uns da erwartet, aber auch, wie es sich nach über 30 Jahren im Underground so lebt.

Die „Bugbuam“: Maggo, Olli, Tinti und Pete | Foto: BUG

komplex: Ich wusste gar nicht, dass ihr auch akustisch auftretet. Wie funktioniert BUG unplugged?

Maggo: Im Prinzip ist das mal aus der Not entstanden, weil wir kurzzeitig nicht in voller Besetzung spielen konnten. Die erste Akustik-G‘schicht war zum 15-jährigen Jubiläum von Reflektor, da haben wir in einer Bar gespielt. Zuerst meinten die Leute, dass da ein Betrunkener randaliert.

Tinti: Das war im Jugend-Kulturzentrum Explosiv in Graz. Wir haben in einem Eck gespielt, der Maggo ist an der Bar gestanden und hat angefangen zu schreien. Es hat ein bisschen gedauert, bis das Publikum gecheckt hat, dass da ein Konzert stattfindet. Wir haben mittlerweile schon ewig nicht mehr akustisch gespielt, jetzt probieren wir es halt wieder einmal, zusammen mit unserem langjährigen Vorarlberger Freund Wolfram Reiter, der auch schon Videos für uns gemacht hat.

Was macht Wolfram Reiter musikalisch?

Olli: Früher hat er viel so Lärm-Sachen gemacht. Er war da ein Pionier. Meistens ist er mit Musiker oder Teilweise-Musiker aufgetreten, die auf ihrem Instrument nicht so ausgebildet waren, freundlich ausgedrückt. Es ist ihm nicht so wichtig, dass etwas gut gespielt ist, es geht ihm eher um die Performance, um den Geist, mit dem etwas dargeboten wird. Viele Leute stößt das extrem vor den Kopf, weil es ihnen zu dilettantisch ist, aber wir haben das immer total interessant gefunden.

Maggo: Es hat auch eine besondere Klangästhetik, weil er seine Instrumente selbst baut. Also ein ziemlich guter Wahnsinniger.

Olli: Aber mittlerweile wurde er von seinem letzten Schlagzeuger verlassen und macht jetzt eher ein bissl auf …Country.

Maggo: „Todescountry“ würde ich sagen.

Wird bei diesem Konzert dann auch improvisiert?

Olli: Ich weiß nicht, ob er improvisiert. Wir werden nicht improvisieren. Wir wollen ein paar Nummern einproben, damit das was g‘scheites wird und nicht nur so ein komische Gejazze.

Maggo: Das können wir auch nicht wirklich.

Ihr habt vor wenigen Monaten ein neues Album herausgebracht. Wie ist das zustande gekommen?

Olli: Wir haben mittlerweile schon sehr viele Alben rausgebracht, lux ultima ist das zehnte. Dabei war es eigentlich so, dass wir uns gar nicht sicher waren, ob wir das überhaupt machen wollen, weil wir eigentlich mit Platten schon abgeschlossen hatten.

Maggo: Man muss sich halt ganz ehrlich fragen: Muss das sein – wenn man schon neun Platten herausgebracht hat –, braucht die Welt eine zehnte Platte?

Olli: Unsere Philosophie war immer: Wir machen neue Sachen, wenn es sich irgendwie gut ausgeht, dass wir etwas aufnehmen können und ein Label finden. Bisher ist uns das immer gut gelungen. So auch mit diesem Album.

Maggo: Aber es ist ja nicht nur die Musik. Wir haben so viele Freunde im Hintergrund, die uns helfen, wie z.B. bei der aktuellen Platte der Magi (Mathias) Magerle, der uns schon zum dritten Mal als Engineer und Producer aufnimmt, dann der Kalmi (Kalman Kiss), der super Live- Bilder und Videos macht und unser aktuelles Cover gestaltet hat, der Daniel Emb Art Katzenpost, der die anderen Platten und unsere T-Shirts designt hat, der Thom Melmer vom Shirt24, der uns die Shirts druckt, der Daniel Jarosch, der unser Video zur Nunc Finis Platte gemacht hat usw. – das ist der Grund, wieso wir so viel gemacht haben, weil wir so viele Leute haben, die uns helfen, da hat man auch bei den Gigs das Gefühl: das sind nicht nur wir, da ist was dahinter, also immer weiter, weiter…

Worum geht es in lux ultima?

Maggo: lux ultima, das letzte Licht oder Tod. Einige Texte davon sind dem Loslassen und Verlust von lieben Menschen gewidmet, weil wir 2020 und 2021 so viele Leute verloren haben. Das hat mich zurückgeworfen in meine Jugend und Erinnerungen an harte Zeiten kamen wieder hoch. Deswegen ist diese Platte auch wieder eine Spur negativer geworden als die letzten. Ich kann aber nur für die Texte reden, für den Sound sind die Jungs zuständig. Die sind schuld daran, wie die Platten klingen.

Wie läuft das bei euch mit der Zusammenarbeit – kommst du mit einem Text und dann wird der Sound dazu gemacht oder umgekehrt?

Maggo: Ich habe Texte in petto, dann spielen die Jungs was und ich weiß: genau, das ist die Nummer dafür. Zagg Bumm.

Tinti: Meistens machen zuerst Olli und ich ein Gerüst mit Schlagzeug und Bass. Dann macht Pete (Gitarrist) irgendwas dazu. Dann sind wir unzufrieden und sagen: das machst besser. Dann ist er unzufrieden. Irgendwann ist der Sound fertig. Dann kommt der Maggo zur Probe und horcht es sich an und wenn es ihm gefallt, holt er irgendwelche Zettel aus der Geldtasche und schaut, welcher Text dazu passt.

Olli: Das sind so kleine Zettel, wie die, auf denen man was aufschreibt, wenn man einkaufen geht. Da schreibt er seine Lyrik drauf.

Also bei euch ist der Sänger gar nicht dabei, während die Musik entsteht?

Maggo: Ich komme immer erst dazu, sagen wir, wenn ein Song zu 75% fertig ist.

Olli: Wir proben manchmal donnerstags und meistens sonntags. Der Maggo kommt nur am Sonntag – am Tag des Herrn – meistens gezeichnet vom Wochenende.

Maggo: Da bin ich dann immer sehr kritisch.

Tinti: Und lässt uns wissen, dass die Musik noch nicht so toll ist. Maggo muss immer erst in einen Song reinwachsen und hört ihn so oft, bis er ihn annehmen kann.

Olli: – viele Sonntage später.

Was sind da so Kriterien für dich, ob dir ein Song gefällt?

Tinti: Gute Frage, das würde ich auch gerne wissen!

Maggo: Im Prinzip ist es so: Jeder von uns hat im Laufe der langen Zeit, in der wir zusammen spielen, seinen eigenen Musikgeschmack entwickelt. Ich bin halt eher der, der ganz gern die extremeren Seiten der Musik hat und wenn mir etwas zu verspielt rüberkommt, muss ich mich erst dran gewöhnen. Ich hab‘s ganz gern, wenn es intensiv ist. So einfach ist es.

BUG live im Tivoli Kreisverkehr | Foto: Kalmi

Ihr habt in Innsbruck den Status als „Underground-Band“ – was bedeutet es für euch, underground zu sein? Wie lebt man das?

Olli: Dadurch, dass wir das schon so ewig machen, hat sich aus meiner Sicht schon einiges verändert. Früher, als wir noch jünger waren und diesen Lifestyle noch mehr gelebt haben, war die Identifikation für uns eine andere, mittlerweile ist das eher eine „Selbsthilfegruppe“.
Natürlich sind wir uns bewusst, dass wir Musik machen, die etwas Gegenkulturelles hat, aber das spielt jetzt nicht mehr eine so große Rolle, wie das früher tat, es ist für mich keine Ideologie mehr, das mach ich halt weiter und finde es cool, bevor ich zu den Schützen gehe, oder zum Kegelverein. Natürlich ist noch Identifikation da, wir sind immer noch im Underground und im D.I.Y.-Bereich, aber als wir noch jung waren, zu Haven-Zeiten etc. da war das noch etwas ganz anderes.

Tinti: Für mich ist das schon noch eine ideologische G’schicht. Ich kenne auch nichts anderes. Es war für mich immer klar: die Musik, die ich mache, die wird nie so sein, dass ich im Mainstream bin und in diesem Bereich was tun kann. Ich hatte schon Angebote von Ball-Bands oder sowas, natürlich würde ich da Geld dafür bekommen, aber das will ich echt nicht, da bleibe ich liebe auf dem Level wo ich bin, im Untergrund mehr oder weniger.

Maggo: Ideologisch ist es auch für mich nach wie vor, denn wir spielen eigentlich nur Shows im D.I.Y. -Setting und aufgrund von Beziehungen mit Leuten, die uns persönlich kennen. Am Markt gibt’s uns nicht. Wir haben auch kein Medium, das uns vertritt.

Tinti. Wir machen das schon 30 Jahre, das ist eine verdammt lange Zeit und schon etwas Cooles, auf das man zurückblicken kann, aber es war früher ganz anders. Es hat sich bei uns privat auch einiges verändert, mittlerweile haben wir selber Familien. Natürlich sind wir nach wie vor in der Subkultur drin, aber mit einem gewissen Abstand.

Maggo: Es ist im Prinzip wie bei Batman und Bruce Wayne: zwei Leben.

War es nie euer Ziel, von der Musik leben zu können?

Maggo: Wir haben relativ schnell erkannt, dass das, was wir gerne machen, nichts ist, von dem man leben kann, und wir wollten das auch nicht in eine kommerzielle Richtung verändern.

Olli: Und das ist der Grund, wieso es uns jetzt noch gibt. Hätten wir kommerziellen Erfolg gehabt, würde es uns schon lang nicht mehr geben. Insofern können wir froh sein. Erfolg definiert sich für uns schon, wenn wir in einem Jahr zehn Konzerte spielen, wenn wir eine Platte rausbringen und wenn 80 Leute zu unserem Konzert kommen.

Tinti: Eine große Tour mit mehreren Konzerten, wie das größere Labels verlangen, wäre für uns auch wegen unseren Jobs und Familien nicht möglich gewesen.

Bekommt ihr also auch keine öffentlichen Förderungen für eure Musik?

Tinti: Doch, wir haben tatsächlich etwas bekommen. Ich wollte das ehrlich gesagt früher nie, wir haben auch schon bewusst drauf verzichtet, weil wir sonst Logos drauf drucken hätten müssen. Ich bin nicht so ein Fan davon. Mir ist es lieber, wenn sich das selbst trägt. Weil – zu sagen, wir machen Gegenkultur und dann lassen wir uns fördern, – das passt für mich nicht so ganz zusammen. Andererseits war dann aber klar, dass wir was bekommen würden und dann dachten wir uns, wieso sollen wir das Geld liegen lassen? Das gibt uns ja auch die Möglichkeit, den Leuten, die etwas für uns tun, dafür was zu geben.

Maggo: Die Mühen unserer Kollegen, die uns immer geholfen haben, grenzt an Selbstausbeutung. Und das alles nur für ein paar Bier…

Eure Kunst lebt vom D.I.Y. – Spirit, der auch in euren Musikvideos gut rüberkommt, zum Beispiel im Video „Twin Peaks“…

Olli: Ja, das Video ist aber relativ aufwändig gemacht, das wurde mit einer Drohne gefilmt. Da waren auch wieder Leute dabei, die einfach sehr sehr viel Zeit Investierten, aber wenn dann das Ergebnis raus kommt, ist das schon geil.

Tinti: Der Schuali (alias Stephan Pirker), den wir da in diesem Video gejagt haben, ist einer von denen, die uns am ganzen Weg begleiteten und unterstützten. Er ist auch in unserem aktuellen Musikvideo „I Bark at Nothing“ mit seinen „Mull-Mullern“ wieder aufgetreten. Das haben wir übrigens in unserem Proberaum gedreht.

Euer Proberaum ist ja in der Workstation. Chris Koubek meinte, dass ihr euch vermutlich, von allen aktiven Bands, dort bereits am längsten rumtreibt. Wie seid ihr zur Workstation gekommen?

Maggo: Wir sind jetzt schon seit über 25 Jahren in der Workstation. Wir haben mittlerweile schon ein ersessenes Recht drauf, da zu proben.

Olli: Früher waren wir draußen beim alten Haven, aber als das Areal geschlossen wurde, war lange Zeit nichts mehr. Damals war es für Bands sehr schwierig, einen Proberaum zu finden. Durch Connections konnten wir dann in der Rossau, im Atomschutzkeller eines Postgebäudes proben, da mussten wir dann aber auch irgendwann raus. In der Zwischenzeit war die Workstation schon gegründet – nicht in der Form wie sie jetzt ist, sie war schon etwas anders –, und wir hatten die Möglichkeit, dorthin zu gehen. Die Workstation ist großartig, das Beste, das Innsbruck passieren kann, viele Städte würden sich so etwas wünschen.

Wie ist es jetzt, nach 25 Jahren noch in der Workstation zu proben? Was hat sich verändert?

Maggo: Die Workstation war in ihren ersten Jahren auch die Location für Konzerte in der Stadt. Seitdem dort ein Wohnblock gebaut wurde, konnten aber wegen der Lautstärke keine öffentlichen Veranstaltungen mehr stattfinden.

Olli: In den letzten Jahren hat sich die Workstation immer mehr professionalisiert, weil es auch gewisses Budget gibt. Es sind neue Proberäume entstanden, es sind aktuell sehr viele Bands dort, von Vormittag bis Spätabend proben da Leute, es wird unterschiedlichster Sound gemacht, es wurde auch ein schöner Vorraum hergerichtet, wo man gemütlich sitzen kann.

Tinti: Und was auch toll ist: Die Workstation ist ein stückweit ein selbstverwalteter Raum, in dem wir als Band auch mitentscheiden können, wie was gestaltet wird. Wir haben vor ein paar Jahren sogar selber einen neuen Proberaum reingebaut.
Was ich aber ein bisschen schade finde, ist, dass bei den Generalversammlungen nur mehr wenige Leute teilnehmen, viele sehen den Proberaum halt nur zum Zweck und interessieren sich dann gar nicht so sehr dafür, was da eigentlich dahinter ist.

Welchen Stellenwert hat die Workstation für euch als Band?

Olli: Für uns ist das vollkommen super, wir sind echt verwöhnt. Es gab Zeiten, in denen es für uns ein großes Problem war, einen g‘scheiten Raum zu finden. Wir haben einige Jahre in Hall in einem Kellergewölbe geprobt, wo während der Probe die Farbe von der Decke runtergefallen ist. Das Schlagzeug und alles war mit Staub voll. Es gab kein Klo dort, wir haben einen Kübel mitgehabt, den wir nach der Probe ausleeren mussten.

Maggo: Und danach war es noch besser, da hatten wir dann einen Proberaum mit Klo, das verstopft war.

Olli: – in einem mehr oder weniger Abbruchhaus. Da gab es im Proberaum eine Tür zu einem anderen Raum. Einmal haben wir die Türe geöffnet, dann war auf einmal der Raum nicht mehr da, weil sie den Teil vom Haus abgerissen hatten, d.h. es ist drei Meter runter gegangen.

Tinti: Solche Geschichten habe ich mit mehreren Bands erlebt. Und dazu kommt, dass solche Räume noch unverschämt teuer sind in Innsbruck, da verdient sich auch noch wer eine goldene Nase damit, einen Keller an eine Band um 350/400€ Monat als Proberaum zu vermieten, der keine Infrastruktur hergibt – Proberäume, in denen z.B. Wasser eintritt, wo dann auf einmal alle Boxen und Instrumente nass sind.

Olli: Wir sind sehr zufrieden mit der Workstation.

Was habt ihr für Erinnerungen an Konzertlocations, in denen ihr aufgetreten seid?

Olli: Wir spielen eigentlich in jedem Kellerloch oder in besetzten Häusern, und es macht Spaß. Wir können überall spielen. Es war auch nie so, dass wir das Gefühl hatten, dass wir nicht willkommen sind. Das ist ein Kompliment an die D.I.Y. -Szene, dass die eigentlich nie lieblos ist.

Tinti: Wir haben mal ein Akustikkonzert in Fritzens am Strand vom Inn gespielt, das war überraschend interessant, weil es im Freien war, und dann hat es auch noch zu regnen angefangen und das Publikum war so nett, über uns eine Plane zu halten. Das hat irgendwie einen Hippie-Moment gehabt.

Olli: – das hätte genau so auf Woodstock passieren können.

Maggo: Mein Lieblingskonzert war in einer Großraumdisco in Jugoslawien, da war es so scheißkalt, es waren zu wenig Leute dort, so dass sich der Tinti nackt ausgezogen hat.

Tinti: – wenn schon kalt, dann g’scheit.

Olli: – aber es ist immer noch nicht ganz klar, ob du die Unterhose noch angehabt hast oder nicht. Kannst du das Geheimnis jetzt lüften?

[…]

Gibt’s eine Band, die ihr uns empfehlen wollt?

Maggo: Ja unbedingt, die beste Band der Welt: Couch Slut. Die werden groß, glaub ich.

Olli: Mit einer Sängerin, die absolut wild ist. Sehr kaputt, aber sehr schön.

Maggo: Sonst noch desolat aus Wien.

Tinti: Ich empfehle eine alte Band: Killdozer, wenn ihr die anhört, versteht ihr uns auch besser.

Olli: Man ist da halt immer so ein bisschen auf der Suche und entdeckt wieder neue Bands, auch wenn sie noch relativ klein sind. Das ist so, wie wenn man Schwammerl suchen geht und man findet dann wieder einen guten Pilz. Ich habe vor kurzem Dastard entdeckt, kennt kein Schwein, aber ist eine verdammt geile Band. Und es gibt auch Bands, die uns früher sehr geprägt haben, NEUROSIS zum Beispiel.

Maggo: Dadurch, dass bei uns alle unterschiedliches Zeug hören, klingt auch unsere Musik so wie sie klingt.

Olli: Irgendjemand hört King Crimson. Und deswegen kommt bei uns so ein eigenartiges Gemisch raus. Irgendwie passt’s dann doch zusammen, das ist es vielleicht, was es ausmacht.

Und wieso heißt ihr BUG?

Olli: Ganz am Anfang haben wir BILLA geheißen, wie des Geschäft BILLA. Unser bekanntester Song war „Rindfleisch 39,90“ (da hatten wir noch Schilling).

Tinti: Ihr habt ein unfassbar schlechtes Konzert in der mk [Jugendzentrum Innsbruck] gespielt. Damals war ich noch Zuschauer.

Olli: Da hat auch T.B.C. What? gespielt, eine legendäre Innsbrucker Punkband, das war 1989.

Tinti: Ich hatte damals schon meinen ersten Bass. Mit meiner damaligen Band wollte ich nicht auftreten, weil wir erst drei Songs gehabt hatten, aber nachdem ich euch gesehen hab, dachte ich mir: schlechter wären wir nicht gewesen.

Olli: Genau, das war unser Anfang. Keiner hat etwas können, das war auch nicht das Kriterium. Aber wir haben uns wildest aufgeführt. Bald haben wir aber gemerkt, dass wir so nicht durchkommen, der Schmäh zieht ein-, zweimal, aber dann ist vorbei. Also haben wir geprobt, geprobt und uns dann unbenannt in Out of Order – wir waren eine Hardcore-Band. Als unser damaliger Gitarrist ausgestiegen ist, weil er in die USA ging, haben wir das zum Anlass genommen – wir brauchten wieder einen neuen Namen und einen neuen Sound, denn der Hardcore wurde uns zu langweilig. Jedenfalls hast du das dann daher gebracht –

Maggo: – die Geschichte ist eigentlich eine ganz banale. Da hat es seinerzeit in Innsbruck noch einen Beate Uhse Shop gegeben. Als ich nächtens mal betrunken heim ging, habe ich da reingeschaut und so ein Teil entdeckt, „Ladybug“, ich will‘s gar nicht sagen, was das war, das könnt ihr googeln. Jedenfalls habe ich mir gedacht: Können wir nicht Ladybug heißen?

Olli: – voller Enthusiasmus. Ich habe ein Veto eingelegt, und gemeint, wir können von mir aus Bug heißen, aber nicht Ladybug, Inzwischen tut es mir leid. Ladybug wäre echt super gewesen. Aber Bug hat sich halt angeboten, weil es mehrere Bedeutungen hat, „bug“ heißt auch jemanden necken oder Fehler, ein Computervirus, und halt auch Käfer…

Habt ihr einen Lieblingskäfer?

Tinti: Nein.

Maggo: Der Hirschkäfer schaut cool aus, find ich. Große Käfer sind immer gut.

Olli: Ja stimmt. Ist das der, der die Kugel rollt?

Tinti: Nein, das ist der Skarabäus.

Delia: Ist das nicht der Mistkäfer?

Maggo: Skarabäus ist die ägyptische Version vom Mistkäfer. Oder?

| Brigitte Egger

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