IFFI – Leinwand frei!

Das 27. Internationale Filmfestival Innsbruck (IFFI) 2018 läuft. Zur Eröffnung gab es nette Worte, tiefschürfende Filme und Metallkunstwerke.

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„Ich bin Tirol nie wieder losgeworden!“, sagt die deutsch-argentinische Filmregisseurin Jeanine Meerapfel, Präsidentin der Akademie der Künste. Seit Filme von ihr beim IFFI gespielt wurden, ist sie immer wieder hierher zurückgekehrt. Das Festival sieht sie als Bastion gegen Rechtspopulismus und Hetze, weil für das Zustandekommen eines Films Freundschaft sehr wichtig sei. Kurz, sie sprach Worte „that goes through the heart“, wie es Festivalgründer Helmut Groschup ausgedrückt hat. Dieser nahm einen Mittelpunkt in der Eröffnungszeremonie ein und vergab unzählige Umarmungen und Küsse. So auch bei der Ehrenpreisvergabe an S. Pierre Yaméogo. Denglisch dankte Helmut Groschup dem Publikum für ihre Geduld und wünschte allen: „Enjoy the food. Enjoy the wine. Enjoy the authorities!“

Auf Englisch betonten Innsbrucks neuer Bürgermeister Georg Willi und Landesrätin für Kultur Beate Palfrader am Dienstag die Relevanz des IFFI. Dieses vernetze jedes Jahr interkulturell und international und zeige Nischenfilme, die dem Mainstream entrinnen. Bei dieser Gelegenheit sicherte Willi auch gleich seine Unterstützung und Förderungen zu. Sowohl dem IFFI, als auch dem Arthouse-Kino allgemein. Das 30. Jubiläum dürfte das Festival also allemal noch erleben.

Die Preise erschuf wie jedes Jahr der Tiroler Künstler Alois Schild. Dieses Mal vermehren sich drei „Atome“ am unteren Ende der Skulptur durch Solidarität und Kollaboration auf sechs am oberen. Sieht aus wie ein „Blumenstrauß aus Tirol“. Weniger gelungen ist „Container der Willkür“. Aufgeklebte Filmstreifen sollten symbolisch für die Freiräume und offene Denkweise der Filmschaffenden stehen. Das Produkt sieht aber eher aus wie ein Käfig, in dem hegemoniale Denkweisen von den Filmen eingesperrt werden. Gutes Konzept, aber leider willkürliche Umsetzung. Der Container steht für die Zeit des IFFI vor dem Leokino.

Fernando Pérez präsentierte seinen traurigen Film „Últimos Días en la Habana“. Darin wird das Leben in der Hauptstadt Kubas abgebildet, wo Gleichheit in der Not herrscht. Der Film begleitet die letzten Tage des Aidskranken Diego, der mit Freund Miguel ein kleines, baufälliges Appartement teilt. Fast alle in „Últimos Días en la Habana“ träumen von der Ausreise in die USA. Als Diego stirbt, erfüllt sich Miguel diesen Wunsch. So steigt er auf, vom Tellerwäscher zur Reinigungskraft. Die Perspektivenlosigkeit der Charaktere gleicht der des Films. Ein Satz am Ende beschreibt die unglückliche Ausweglosigkeit auf der Karibikinsel: „Wovor ich wirklich Angst habe, ist nicht, dass die Welt morgen untergeht, sondern dass es für immer so weitergeht.“ Pérez war vor dem Screening nervös, seinen Film von Verfall und Schmutz in einer so schönen und sauberen Stadt wie Innsbruck zu zeigen. Als er jedoch den Kinosaal betrat, wusste er, dass die Menschen ihn verstehen würden. Sprache, Kultur und Nation werden oft auch überschätzt. Die Eröffnung des IFFI war der beste Beweis dafür.

 

Fotocredit: Dino Bossnini

LG

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