[LITERATUR]Betrieb unter vier Augen: Im Gespräch mit Simone Fuchs

Beim Literaturfestival Sprachsalz las dieses Jahr die südkoreanische Autorin Kim Hye-jin. Simone Fuchs, eine Masterstudentin der Innsbrucker Sprachwissenschaft, sprang als Vermittlerin zwischen Moderation und Autorin ein. Mit komplex hat sie nun über die Verbindung von Linguistik und Literatur gesprochen. 

Simone Fuchs | Bild: Christina Vettorazzi

Der Winter ist wieder da und mit ihm der Schnee. Warme Luft schlägt mir entgegen, als ich die Tür des Uni Cafes öffne. Auf der anderen Seite des Raumes wartet Simone Fuchs bereits. Sie trägt einen grauen Blazer und darunter einen schwarzen Rollkragenpullover. Doch es ist nicht nur dieser intellektuelle Chic, der sie kaum wie eine Studentin erscheinen lässt. Ihre Stimme ist voll. Jedes einzelne Wort hängt für einen Moment in der Luft, bevor es aus dem Raum verschwindet. Zugleich hat sie aber dieses Glitzern in den Augen, wenn sie von Dingen erzählt, die ihr wichtig sind, und dieses Grinsen auf den Lippen, das frecher und lebensfroher kaum sein könnte. 

Als die Kellnerin kommt, bestellt Fuchs einen Espresso. Bei jeder Bewegung wirkt die Tirolerin so vorbereitet wie zielsicher. Als wüsste sie genau, was sie will und wie sie es bekommt. Kaum jemand würde jemals auf den Gedanken kommen, an so einer Persönlichkeit zu zweifeln. Dementsprechend ist es kaum verwunderlich, dass sie vom Sprachsalz-Team gebeten wurde, bei den Lesungen der südkoreanischen Autorin Kim Hye-jin zu dolmetschen. Sie selbst hatte damals allerdings durchaus Zweifel, die vor allem ihre Sprachkenntnisse und bisherigen Berufserfahrungen betrafen. Denn Fuchs hatte zwar im Zuge ihres Bachelorstudiums einen Koreanisch-Kurs bei Shinhyoung Kang und anschließend noch einen Intensivkurs während eines Auslandssemesters in Korea belegt, doch abseits davon kaum weiterführende Sprachkenntnisse erworben und zudem auch noch nie als Dolmetscherin gearbeitet. „Ich hatte großen Respekt vor der Herausforderung und habe mich dementsprechend gründlich vorbereitet“, erklärt Fuchs. 

Sie trinkt einen Schluck, bevor sie weiterspricht. Der Schnee lässt den ohnehin grauen Innrain noch trister erscheinen. Nur das orange Licht über dem Tisch verbreitet tröstliche Wärme. Ein starker Kontrast, wenn man an die sommerliche Atmosphäre bei den vergangenen Literaturtagen denkt, wo die Besucherinnen und Besucher noch mit kühlen Getränken auf der Terrasse saßen. Damals war es eigentlich geplant, dass Shinhyoung Kang als Dolmetscherin für Kim Hye-jin beim Festival anwesend ist, doch war sie zu der Zeit gerade in Korea und niemand sonst in Tirol hatte die sprachlichen Fähigkeiten, um einzuspringen. Das war ein Grund, warum Fuchs entschied, zuzusagen. „Ich wollte nicht, dass es an der Sprachbarriere scheitert und die Autorin nur deshalb nicht lesen kann, weil niemand übersetzt“, sagt Fuchs. Mittlerweile sieht sie dieses Erlebnis als eine „unbezahlbare Erfahrung“. 

Die Musik im Lokal wird ein wenig lauter. Die letzten Sonnenstrahlen dringen durch die Wolkendecke. Die Atmosphäre wandelt das eigentlich gleichbleibende Café. Der Bar-Charakter ist plötzlich stärker spürbar. Fuchs bestellt inzwischen noch einen Cappuccino und spricht weiter über die Uni, ihre Masterarbeit und das Fachgebiet. „Für mich als Studentin der Sprachwissenschaft ist Literatur unverzichtbar“, antwortet Fuchs auf eine Frage nach der Verbindung zwischen Linguistik und Literatur. Schnell fügt sie hinzu: „Es macht wenig Sinn in dem Fach ohne Literatur und Text zu arbeiten.“ In ihrer Freizeit begeistern sie vor allem die Thriller von Sebastian Fitzek. Aber auch das Buch „Wiedersehen im Café am Rande der Welt“ von John Strelecky war ein Lektürehighlight. „Der Text hat mir auch wieder gezeigt, dass nicht jeder Umweg schlecht ist und man machen soll, worauf man Lust hat“, sagt Fuchs. 

So scheint die Kunst einen Kreis in ihrem Leben zu schließen, denn ihr erster Fremdsprachenkontakt entstand durch einen Anime, der im Fernsehen zu sehen war. Fuchs war erst fünf Jahre alt und merkte da bereits, dass es Sprachen gibt, die andere Menschen verstehen, sie aber nicht. Da war sofort diese Begeisterung. Sie wollte das auch können. So hat sich aus einer einzigen Szene eine wohl lebenslange Faszination entwickelt, die mit der Masterarbeit erst ihren Anfang zelebriert. 

| Christina Vettorazzi

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