Innsbruck Nature Festival – Ein Blick hinter die Kulissen

Das Innsbruck Nature Festival ist bereits in vollem Gange. Die Leiterin des Festivals, Bettina Lutz, erzählt dem komplex – Kulturmagazin, was hinter den Kulissen passiert und welches Potenzial sie im Festival sowie im Film als solchen vermutet.

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Daniel Dlouhy, Bettina Lutz | Foto: SC

komplex: Wie ist das Nature Festival entstanden und was ist der tragende Gedanke dahinter?

Bettina Lutz: Das Festival hat sich 2001 aus dem Wunsch heraus entwickelt, auf Natur- und Umweltthemen aufmerksam zu machen. Früher war es Teil der Umweltanwaltschaft, mittlerweile ist es ein eigenständiger Verein, der Verein Nature Festival.

k: Warum hat sich der Name von Nature Film Festival zu Nature Festival gewandelt?

BL: Mittlerweile gibt es viele zusätzliche Module zum Film, durch welche die Menschen erreicht werden sollen, beispielsweise über die Gastronomie, durch Führungen und Workshops und andere kostenlose Programmpunkte. Die einzelnen Felder sind mittlerweile zu groß geworden, um das Festival nur als Filmfestival zu bezeichnen.

k: Welche Aufgaben sind die aufwändigsten in der Planung – und  welche sind für Dich die schönsten?

BL: Die aufwändigsten sind die für mich tatsächlich auch die schönsten: Wir arbeiten nur mit Einreichungen, was bedeutet, dass es ca. 400 Filme anzusehen gilt. Davon schaffen es nur 50 ins Kino. Es ist wahnsinnig anstrengend, sich sechs Stunden am Tag Filme anzusehen, gleichzeitig ist es so spannend, weil man über die Filme sehr viel über die Menschen erfährt. Der Respekt, den die FilmemacherInnen uns durch ihre Mühen entgegenbringen, empfinde ich als wunderschön und den möchten wir auch zurückgeben.

k: Was kann so ein Festival Deiner Meinung nach gesellschaftlich bewirken?

BL: Filme sprechen eine sehr emotionale, direkte Sprache, der es ausgezeichnet gelingt, in Erinnerung zu bleiben. Das Festival dauert eine Woche und Stadt und Land unterstützen dieses Vorhaben auch, weil das Umweltthema so wichtig ist. Wir machen aufmerksam – was dann daraus wächst, wird sich zeigen. Aber durch das Kennenlernen zwischen den Leuten am Festival und auch durch die vielen Filme, in denen es um Aktionismus geht, wird die Grundlage geschaffen, um auch die ein oder andere Idee umzusetzen.

k: Warum sollte man unbedingt auf dieses Festival gehen?

BL: Zum einen haben wir wahnsinnig schöne ausgewählte Filme, die zudem wirklich facettenreich sind. Von klassischen Naturfilmen mit wunderschönen Aufnahmen bis hin zu symbolischen Filmen, wie beispielsweise „Island of a hungry ghost“ wo ganz anders mit Natur umgegangen wird. Die Kooperation mit der Uni ist ein weiterer Grund hinzugehen, weil ProfessorInnen und Angestellte der Universität die Filme nachbehandeln, was einen starken Mehrwert für die ZuseherInnen bietet.

k: Was ist Dein absolutes Highlight am Festival?

BL: Ich bin Fan ein davon zu wissen, wie Dinge – und Filme – funktionieren. „Herrscher einer vergessenen Welt“ ist ein sehr beeindruckender Film. Der Regisseur wird vor Ort sein, uns Making-of-Szenen zeigen und uns erzählen, wie er zu diesen Aufnahmen mitten in der Antarktis gekommen ist. Dass wir uns für dieses Verstehen Zeit nehmen freut mich besonders, weil ich glaube, dass es sich als weitaus schwieriger gestaltet, solche Naturaufnahmen zu bekommen, als sich die meisten vorstellen können.

k: Gab es Dinge, die in der Planung des Festivals  nicht so gut funktioniert haben?

BL: Verbesserungsmöglichkeiten gibt es immer, aber ich bin sehr zufrieden, muss ich sagen. Vielleicht kann ich nach dem Festival irgendetwas bemängeln (lacht); momentan läuft alles sehr gut – wir hatten noch nie so viele freiwillige Helfer, noch nie so viele FilmemacherInnen, die nach Innsbruck zum Festival kommen, die Kooperation mit der Universität funktioniert auch toll. Vielleicht würden wir uns zukünftig bemühen, noch mehr „Branche“ nach Innsbruck zu holen, also mehr ProduzentInnen und Fernsehsender, die am Festival teilnehmen.

k: Inwiefern ist das Festival nachhaltig?

BL: Wir verwenden keine Plastikbecher und keine Strohhalme, die Festivalpässe werden auf Naturpapier gedruckt. Im Gustobereich liegt der Fokus auf Saisonalem und Regionalem, auch viele Bioprodukte werden angeboten. Und inhaltlich geht es fast immer auch um Nachhaltigkeit, in fast jedem Film spielt dieses Thema eine gewisse Rolle.

k: Wie bist Du zum Film gekommen und was bedeutet Film für Dich?

BL: Ich hatte immer schon ein großes Faible für Film. In meinen beiden Studien Pädagogik und Soziologie gab es kaum Themen, die sich auf Film bezogen. Aber ich habe dann auf der Komparatistik einen Kurs belegt, über den ich zum iffi gekommen bin, wo ich dann die Gästebetreuung und allgemeine Organisation übernommen habe. Darüber wiederum bin ich dann zum Nature Film Festival gekommen. Zusätzlich habe ich mit Daniel Dlouhy zusammen das Polit-Film-Festival im Leokino übernommen.

Der Film ist für mich das beste Medium überhaupt – Sehen und Hören verschmilzt zu etwas Neuem, außerdem ist es die emotionalste Art, Problemfelder anzusprechen. Ich denke, es ist eine sehr gute Möglichkeiten, Menschen zu erreichen und ihnen neue Welten zu zeigen, die ihnen sonst verschlossen geblieben wären. Ich könnte nie ohne den Film leben!

k: Zum Glück wirst Du das so schnell wohl auch nicht müssen 😊

 

Anmerkung: Am Freitag Abend um 22 Uhr werden die zwei Siegerfilme der Hauptkategorien Naturdokumentation und Umweltdokumentation kostenlos gezeigt. Es bleibt spannend.

 

SC

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