Für die zehnte und letzte komPOST-Ausgabe dieses Jahres haben sich die Künstlerinnen Jane Jin und Darja Shatalova visuell mit Zeitlichkeit und Räumlichkeit auseinandergesetzt:
12 Monate #1
von Darja Shatalova, Fineliner auf Papier, 2020

[Untitled]
von Jane Jin, 2021



I said: No more bread / It left
Text (red): Go and watch the bird that is sick of the world / Damaged wing, twisted claw, on it, sticked with some other bird’s feather. / Won the bird fight, but still seemed wounded in its pride, blankly staring at the soft worm that it can’t pick up with its crocked beak.

Text (red): The sun has not set, about to be “west” but not “dimmed” (in Chinese, „west“ and „dimmed“ sound the same). The light reflected on to the wall and the trees are printing its shadow, so splendid! What day is today? („today“ in Chinese sounds the same as „sunset“)
12 Monate #2
von Darja Shatalova, Fineliner auf Papier, 2020

KURZBIOS
Jane Jin
I lived in Suzhou, China and later New York City. Then, I lived in Berlin for a year and a half and now I am back in NYC again. I like drawing, because it is a way of communicating without speaking. I am self taught in drawing, because it brings me joy to think that people enjoy what I’m doing. Almost all the press coverages or awards I’ve gotten are actually for my advertising works.
The work mostly consists of thin-black-line drawings. Next to the drawings, sometimes are dates or poetry. I want to capture everyday people in their most human moment. Using thin lines gives me precisions and the lines are also „awkward“ in an intentional way to portray the vividness of expression through the bodies, clothes or faces.
Darja Shatalova
geboren in Russland, ist eine transdisziplinäre Künstlerin mit einem mathematischen Hintergrund. In ihren Arbeiten untersucht sie die Strukturen gesellschaftlicher Phänomene und individueller Erfahrungen auf analytische Weise. Ziel ist es, in der Vielfalt singulärer Ereignisse Prinzipien und Muster zu erkennen und so eine Ordnung im eigenen Leben und der Umwelt zu finden. Die kontinuierlichen Aufzeichnungen und Notationen finden in Künstlerbüchern statt, aus denen Elemente in performative Handlungen, raumbezogene Installationen und Klangkompositionen übersetzt werden.
Ich habe das Thema des Paradoxon der Zeit für die Einreichung gewählt: In ihrer Definition hat sie die gleiche Struktur, Jahr für Jahr, die gleichen 12 Monate, die gleichen Jahreszeiten, die kommen und gehen. Seit März letzten Jahres scheint die Zeit überall auf der Welt einen anderen Rhythmus zu nehmen. So zeichne ich die Struktur der Zeit, wie sie vor Jahrtausenden definiert wurde, um zu zeigen, dass unsere Zeitstruktur die gleiche ist wie früher, dass sie von Redundanz und einem konstanten Rhythmus geprägt ist. Da das Jahr 2020 so sehr von früheren Jahren abweicht, führt es zu einem Dilemma zwischen dem Konstrukt von Zeit und der Wahrnehmung von Zeit.