Auch für die 10. Ausgabe des komplex-KULTURMAGAZIN INNBRUCK hat es wieder eine Audio-Einreichung gegeben: Julia Costa hat uns zum Thema [AUS]SICHTEN ihr wunderschönes Lied „Räge“ eingesandt, das wir euch nicht vorenthalten wollen. Auf die Frage, welche Geschichte hinter „Räge“ steckt, antwortet Julia:
Den „Räge“ hab ich geschrieben, als ich in einer WG gewohnt hab mit Leuten aus verschiedensten Kulturen, aus Afrika, Russland, der Schweiz. In dieser WG war Sprache oft ein Thema, wie kann man Dinge sagen, wie drückt man etwas aus, wie macht man sich verständlich, wie versteht man einander, wenn man nicht dieselben Sprachen flüßig spricht. Manchmal muss man dann sehr um die Sprache ringen und dasselbe passiert auch zuweilen, wenn man dieselbe Sprache spricht und Dinge ausdrücken will, die schwierig zu sagen sind. Im „Räge“ geht es um dieses Ringen nach Sprache, nach Ausdruck, um die Sehnsucht danach, sich anderen verständlich machen zu können. Es macht viel aus für das Zusammenleben von Menschen im Kleinen und im Großen, wenn zumindest versucht wird, sich gegenseitig zu verstehen, deshalb glaube ich „…die ganze Welt wartet auf den Regen“.
Hier das Lied „Räge“:
…und der Liedtext zum Mitlesen:
wänni chönnt rede
würi verzelle
vode Liäbi
und vode Gwalt
wänni dWort wür finde
würi sie ufläse
und euch zeige
i mire offne Hand
wänni chönnt rede
würi verzelle
vo däm Liächt
wo nachem Räge durd Wolche bricht
wännis chönnt beschriibe
würi nur säge
dass fasch nüt so isch
wie´s schiint
chum zu mir
pack dini Sprach als Gschänk für mich ii
und ich wird dir säge
wo ich überall gwartet han uf dich
ich ha dWolche gseh
und es wärded immer meh
ich glaub die ganzi Wält
wartet uf de Räge
ihr chönnted frage
„wieso? was hesch de du scho zsäge?“
und ich würd säge
„ihr händ Rächt“
aber nachem Räge
sind da die Farbe
und sLäbe
es funklet und es schmärzt
ich wotts doch nume häbe
währends dur mini Finger rünnt
ich wott em üse Näme säge
damits eus ned vergisst
ich wott
dasses weiß
au wänn mir händ welle stärbe
eigentlich hämmers immer so vermisst
chum zu mir
pack dini Sprach als Gschänk für mich ii
und ich wird dir säge
wo ich überall gwartet han uf dich
ich ha dWolche gseh
und es wärded immer meh
ich glaub die ganzi Wält
wartet uf de Räge
wänni wüsst wie
würi nur säge
mir sind am Läbe
mir sind am Läbe
Julia Costa, *1989, pendelt seit hundert Jahren zwischen Innsbruck und der Schweiz hin und her, schreibt Texte, Gedichte, Lieder, singt, spielt Gitarre dazu, liebt lebendige Dinge wie Farne, Wolken und manche Menschen, zeichnet ab und zu aus Versehen Tiere // julia-costa.net
Am FR, 29.11.2019 wird Julia Costa bei der Releasefeier der komplex-Jubiläumsausgabe #10 [AUS]SICHTEN ein paar ihrer schönen Lieder und Texte vortragen.