Statement zum IFFI-Kurzfilmwettbewerb der Universität Innsbruck

Wagen wir ein Gedankenexperiment: Ihr habt noch acht Minuten Zeit bevor die Sonne für immer untergeht, bevor der letzte Tag zu Ende geht. Was würdet ihr in diesen acht Minuten tun? Vielleicht noch schnell etwas gut machen, das ihr schon ewig vor euch her schiebt…? Noch schnell jemanden anrufen..? Jemandem endlich sagen, was euch schon lange auf der Zunge liegt…? Oder würdet ihr einfach warten und die Ruhe vor dem Ende genießen?

Genau mit dieser Frage hat sich der gregorianische Regisseur Giorgi Gogichaishvili beschäftigt und mit seinem Kurzfilm 8 MINUTES den Kurzfilmwettbewerb der Universität Innsbruck im Rahmen des heurigen Internationalen Filmfestivals Innsbruck gewonnen. Der Uni-Kurzfilmpreis, gestiftet von Rektor Tilman Märk, wird jedes Jahr im Rahmen einer Lehrveranstaltung unter der Leitung des Festivaldirektors Helmut Groschup von Studierenden kuratiert. In der Jury saßen wieder Master-Studierende aus den Studiengängen Vergleichende Literaturwissenschaft und Medien. Im offiziellen Statement zum Gewinnerfilm begründet Wolfgang Schwaiger, einer der Studierenden und somit Jurymitglied, die Auswahl wie folgt:

Der Gewinner-Film des diesjährigen UniKurzfilm-Wettbewerbs spielt mit unseren hohen Erwartungen und der damit verbundenen Blindheit für die vergleichsweise unscheinbaren aber wesentlichen Dinge: Er zeichnet ein düsteres Bild des vermeintlichen Weltuntergangs, den uns Religionen schon seit Jahrtausenden vorhersagen. Durch den geschickten Einsatz von Ton, Kamera und Schnitt, zieht er den Zuschauer sofort in seinen Bann und regt dessen Fantasie an. […] Im Grunde ist dieser Film wie ein Zaubertrick: Zunächst lenkt er das Publikum – wie die hübsche Assistentin des Magiers – mit viel Getöse ab. Danach zwingt er es, sich von den vielen Eindrücken zu lösen und auf den wesentlichen Aspekt zu konzentrieren, um es schließlich überrascht und erstaunt zurückzulassen, wenn sich der Vorhang am Ende für immer schließt.

Die Wahl fiel den Jury-Mitgliedern allerdings nicht leicht, denn neben dem Gewinnerfilm fanden sich noch einige andere wunderbare Kurzfilme zur Auswahl. Unter unseren Lieblingen zum Beispiel:

AFTERWORD (Regie: Boris Seewald, Kamera: Georg Simbeni, ehemaliger Student der Komparatistik in Innsbruck) zeichnet sich durch eine Mischung aus Tanz- und Animationsfilm aus und von der IFFI-Homepage beschrieben: „Als würden Miranda July und Wes Anderson die Trennungsgeschichte der fabelhaften Amèlie erzählen.“ oder THE INVISIBLE HAND OF ADAM SMITH (Regie: Slobodan Maksimović) – ein One-Cut-Film, in dem alle eine andere Sprache sprechen, sich trotzdem jeder versteht, und „ein Grieche bei einem Franzosen verschuldet ist, der einem Slowenen etwas schuldet und auch einem Italiener, der einem Griechen Geld schuldet. Eine Deutsche, die niemandem etwas schuldet, und einfach nur gut schlafen will“.

Nach einer ersten Vorauswahl und anschließender Diskussion fiel die Qual der Wahl im Kurs schließlich auf genannten Film, der uns vielleicht dazu anregt, das Beste aus allen acht Minuten in unserem Leben herauszuholen. Lasst uns jetzt beginnen – 7:59 – 7:58 – 7:57 – 7:56 – 7:55 – 7:54 – 7:53 – 7:52 – 7:51 – 7:50 – 7:49 –

TB & BE

 

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