VORBRENNER 18: Born to Kill

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Nora Pider, Bild: Vorbrenner, Born to Kill

20.00 Uhr: Einlass in den Vorführungssaal. Die Menschenmenge tuschelt über das bevorstehende Theaterstück. Während die ersten Besucher bereits die vorderen Reihen erreichen fängt es an, ungewöhnlich laut zu knachsen. Automatisch sieht man auf den Boden und freut sich über die Luftpolsterfolie. Beim Bühnenbild wird auf einen simplen Vorhang und wenige Utensilien gesetzt, denn es kommt nicht bedingt darauf an, was es zu sehen gibt. Die Stimme Nora Piders begleitet das Publikum durch eine Reihe von Regeln. Erstens, nur eine entladene Waffe ist eine sichere. Zweitens, die Waffe muss immer gesichert sein. Drittens, der Lauf sollte immer nach oben sehen. Viertens und letztens, der Finger soll nie auf dem Abzug sein.

Währenddessen vermitteln regelmäßige Klänge und die beruhigende Stimmlage Piders eine Atmosphäre zum Entspannen und Frei-Sein, was grundsätzlich im Kontrast zum Umgang mit Waffen steht. Was bedeutet es, einen fairen Kampf auszutragen? Inwiefern beeinflusst das Umfeld die Fähigkeiten oder Chancen, siegreich hervorzugehen? Wollen wir in Kategorien gesteckt werden? Wie weit beeinflusst unsere Erziehung unsere Sicht auf die Wirklichkeit? Gehen wir offen auf die Welt zu oder tragen wir enge Scheuklappen, die uns eine weitere Sicht nehmen? ZUNEHMEND WIRD DIE STIMMUNG IM SAAL AGGRESSIVER. IM HINTERGRUND WERDEN DIE GERÄUSCHE BEDROHLICHER UND EIN SIGNALHORN KOMMT IMMER NÄHER. Zeigt nicht die Vergangenheit, dass Frauen die Zielscheiben sind? Wie sieht eine fremde Zukunft aus? Plötzlich herrscht vollkommene Dunkelheit. Sollen wir uns über Macht definieren? Über unsere Waffe oder sind wir die Waffe? Wie sieht unser Verhältnis zu anderen aus und wer sind die anderen? Bin ich ich, weil ich mich von anderen abgrenze und diese Abgrenzung mich als Individuum definiert? Wofür bin ich verantwortlich?  Wie würde eine bessere Welt aussehen? Und wäre eine solche nicht einfach als eine Negation der derzeitigen Situation und dadurch wieder durch die jetzige Welt definiert? Es gilt Entscheidungen zu treffen und Schritte zu setzen, um stark zu sein.

„Born to Kill“ zeigt, dass es nicht viel für ein gelungenes Stück braucht.  Es hat auf jeden Fall dazu angeregt über verschiedene Beziehungen, sei es zu Waffen oder jenen zwischen den Geschlechtern, nachzudenken. Die verwendeten Metaphern, wie der Eisbär als egoistisches Wesen, welches nur an die eigene Sicht der Dinge glaubt, werden erst im Laufe der Erzählung klarer. Die große Menge an Vergleichen und Thematiken, die im Stück zur Sprache gebracht worden sind, schwingt noch lange im Inneren nach. Durch die Vorbrenner Projekte werden unter anderem Möglichkeiten zur Verfügung gestellt, um gesellschaftliche Probleme auf künstlerischer Weise anzusprechen und einen Anstoß für die weitere Diskussion zu geben.

VH

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