Vom 8. bis 10. November findet die nächste WEST ART-Ausstellung im Kolping Haus Innsbruck statt. Mit dabei ist auch wieder Carla Fantini. Sie malt Frauenfiguren und thematisiert das Element Wasser durch ihre Technik. Neue Ideen befinden sich in der Ausarbeitungsphase.

Foto: Christina Vettorazzi
Ein Wagen fährt vor. Die Tür schwingt auf. Eine Frau mit schwarzem Haar und bunter Kleidung steigt aus. Carla Fantini ist gebürtige Italienerin. Seit 2005 lebt sie mit Familie und Kunst in Tirol. Sie parkt das Auto vor dem Haus und öffnet die Eingangstür. Hölzerne Balken und Wände geben den Stil vor. Der Flur mündet in ein weites Wohnzimmer, dessen Zentrum eine schwarze Ledercouch bildet. An den Wänden reihen sich antiquarische Möbelstücke. Ein großes Fenster offenbart die Landschaft Kranebittens. Das dunkle Grün des Nadelwaldes grenzt sich scharf vom hellblauen Frühlingshimmel ab und verläuft sich im Farbton der Wiese.
Von dieser Aussicht muss sich Carla losreißen, wenn sie sich der Kunst widmen will. Um in ihr Arbeitszimmer zu gelangen, klettert sie durch eine erhöhte Öffnung in der Holzwand. Im Atelier muss sie gebeugt gehen. Erst vor ihrem Schreibtisch kann sie sich aufrichten und dann auch aus dem Fenster sehen. Doch das Blickfeld ist gering. Die Scheibe misst kaum einen halben Meter in Höhe und Breite. Carlas Leinwände sind meist größer. Dabei ist gerade die Natur Carlas große Inspiration. Sowohl in ihre künstlerische als auch in ihre architektonische Arbeit versucht sie diese einzubinden. „Ich möchte die Natur nach drinnen bringen“, erklärt sie. Deshalb greift sie häufig auf runde Formen zurück. „Räume sollen die Menschen beeinflussen, ihnen ein bestimmtes Gefühl vermitteln und Überraschungen beherbergen,“ sagt die 41-Jährige.

Foto: Christina Vettorazzi
Ihre Ausbildung zur Innenarchitektin absolvierte sie in Rom an der Universität La Sapienza. Das Studium stellte einen Kompromiss, zwischen den Berufsvorstellungen ihrer Eltern und ihrem Traum an einer Kunstakademie zu studieren, dar. Es war somit ihre Möglichkeit künstlerisch aktiv zu werden. Bis dahin blieb ihr das offiziell verwehrt. Zwar malte sie schon als kleines Kind, doch musste sie das heimlich tun. „Meine Eltern fanden, es sei Zeitverschwendung“, erinnert sie sich. So malte sie beispielsweise in der Nacht unter der Bettdecke und versteckte die Bilder in einer Schreibtischschublade unter den Schulheften. Mit 14 Jahren wurde sie sich ihrer Leidenschaft schließlich bewusst. „Malen war für mich immer eine Flucht vor der Welt“, sagt Carla und fügt nach einer kurzen Pause hinzu: „Eigentlich ist es wie Liebe machen.“ Ihre Eltern sprachen ihr jedoch die Berechtigung Kunst zu schaffen ab. Dieses Gedankengut setzte sich in ihrer Wahrnehmung fest und verflog erst, als sie ihre Bilder öffentlich präsentierte. Ihre erste Ausstellung fand im Rahmen des Kunstmarkts der Tiroler Arbeiterkammer im Jahr 2016 statt. Die Reaktionen des Publikums waren positiv. Seither zeigte Carla ihre Werke auch bei West Art und Art Innsbruck. Bis zur nächsten Ausstellung warten die bereits vollendeten Bilder neben weiteren Ideen in Carlas Atelier. Sie selbst verlässt es, um ihre beiden Söhne abzuholen. Familie und Kunst gehen in ihrem Leben Hand in Hand. Diesen Gedanken möchte sie auch ihren Söhnen vermitteln: „Sie sollen ihre Leidenschaft leben!“
CV