komplex besucht IFFI – Tag III

Sonnenschein, steigende Temperaturen und der Gedanke an den Biergarten –  soll man da tatsächlich ins Kino? Auf jeden Fall, fanden wir, denn die Auswahl der gestrigen Filme zwang einen förmlich dazu. Viele weitere Besucher*innen sind diesem Aufruf ebenfalls gefolgt, denn sie wollten sich unter anderem die Österreichpremiere eines in Innsbruck entstandenen Films nicht entgehen lassen.

Zum Bersten voll war Saal 1 im Leokino als Tereza Kotyk’s Film „Home is here“ anlief. Er erzählt von Hannah, die Außenseiterin in der eigenen Heimat ist. Hannah lebt mit ihrer Familie, doch sie fühlt sich nicht zu Hause. Fremd ist ihr ihr eigenes Leben und so sucht sie ein anderes, um sich darin zu verstecken. Dies findet sie in der Villa von Max. Tereza Kotyk erzählt die Geschichte der beiden sich Unbekannten ohne viele Worte, aber mit der großartigen Kraft der Bilder, Bewegungen und Zeichen. Besonders interessant für alle Tiroler*innen sind die Drehorte Innsbruck und Umgebung. Kotyk zeigt das uns Vertraute aus einem völlig anderen Blickwinkel. Nicht die Nordkette und der Patscherkofel, für die Innsbruck so bekannt ist, stehen im Zentrum, sondern die Geschichte spielt im Innsbrucker O-Dorf. Kotyk möchte mit den Tiroler Klischees brechen, den Blick weg von den Bergen lenken und hin zur Stadt und ihrer Architektur. Dieses loslösen von Klischees unterstreicht sie mit der Form der Einsamkeit, in der sich Hannah befindet. Für so manche*n Tiroler*in wohl ebenfalls schwer nachzuvollziehen.

Ein weiterer Hauptcharakter, der sich einsam in der Heimat fühlt, ist Anisoara aus dem gleichnamigen Film von Ana-Felicia Scutelnicu. Sie lebt mit ihrer Familie und Verwandtschaft in einem kleinen Dorf in Moldawien. Auch hier wird auf wenig Dialog gesetzt und die Einfachheit des Lebens in beeindruckenden Bildern gezeigt. Das Gefangensein in einer männerdominierten Gesellschaft und die erste große Liebe machen diese Coming-of-Age Story zu etwas ganz Besonderem.

Zu guter Letzt, und wohl ein weiteres Highlight des IFFIs war das gestrige Filmscreening von „66 Kinos“ auf der Dachterrasse des Hotel Nala. Die Ironie dabei: der einzige Film, der das Wort „Kino“ im Titel enthält und sich extensiv mit diesen beschäftigt, wird ausgerechnet nicht in einem gezeigt. Doch die Atmosphäre der Dachterrasse machte dies allemal wett. Als offizieller Partner des Festivals präsentierte sich das Hotel den Zuseher*innen von seiner besten Seite – inklusive Begrüßungsgetränk und Kuscheldecke gegen die abendliche Kälte. Ein Ort, an dem man sich nicht fremd fühlen muss. So auch nicht Filmproduzent Philipp Hartmann, der den Abend mit seiner Anwesenheit abrundete und aufgeregt zu einer Diskussion über die Digitalisierung des Films und die Vorteile des guten alten 35mm einlud.

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Nala Dachterrasse – „66 Kinos“ von Philipp Hartmann

JB

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