Zukunft / Utopie: Imagination

Montagsfrühstück im Literaturhaus am Inn

Beim Montagsfrühstück am 11.06.2018 stellten sich die Schriftstellerin Andrea Winkler und der Soziologe Daniel Grummt, der sich mit dem „Modell Romantik“ beschäftigt,  keinem geringeren Thema als der Imagination (als Utopie) und ihrer potenziellen Produktivkraft. Insbesondere Lyrik als Raum für Imagination wurde diskutiert und fand auch in meinem Kopf Anklang: Welches Potenzial hat Lyrik, Gefühle wie Angst auszudrücken, das Wissenschaft nicht hat?

Großes. Das lyrische Ich ermöglicht einen gewissen Abstand zu sich selbst als Schreibende/r, was es leichter macht, unangenehme Empfindungen zuzugeben und auszuformulieren. Zudem gibt es einem die Berechtigung zur Äußerung diffuser Gefühlszustände, ohne diese rational und logisch erklären zu müssen. Somit nimmt es einem die Hemmung, solcherlei Gefühlsregungen Sprache zu verleihen. Niemand kann die Empfindungen einer oder eines Anderen bestreiten, widerlegen oder anfechten. Gefühle haben stets Berechtigung, weil niemand über sie richten kann und Lyrik stellt hier gewissermaßen Katharsis dar – Reinigung durch das Imaginieren und (schriftliche) Festhalten. Lyrik kann der Nährboden für dieses Alles-Fühlen-Dürfen sein; ein dringend notwendiger Nährboden, wie ich meine. Denn finden unsere Ängste keinen Platz, verschaffen sie sich selbst einen und das kann durch ihre Undifferenziertheit und Stärke ein gefährlicher Akt werden. Unsere derzeitige politische Lage stellt das beste Beispiel dafür dar.

SC

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