Vergangenes Wochenende versuchte die Performance „Ejaculation“ die weibliche Ejakulation zu entmystifizieren. Ein teilweise gelungener Vortrag.
„Wieviele Geschlechtspartner hattest du schon? Did pregnancy have an influence on your sexuality? Findest du dich sexy? Do I need another person to know my sexual orientation?“ Mit diesen Fragen wurde das Publikum im freien Theater Brux in Innsbruck gleich zu Beginn der Vorstellung konfrontiert. Die Antworten waren verhalten oder kamen erst gar nicht.
„Discussions about female sexuality“ sollten angestoßen werden mit einer „dokumentarischen Performance“, wie auf dem Flyer zu lesen. In einer Mischung aus Reisebericht, Vortrag und Interviewschnipseln erkundete die gebürtige Tirolerin Julia Rosa Peer ihre Sexualität, und die des Publikums. Die Recherchen für die Produktion führten Peer um die ganze Welt. Sie sprach mit Aktivistinnen, Künstlerinnen und Sex-Arbeiterinnen auf fast allen Kontinenten. Teile der dabei entstandenen Interviews spielte Peer über zwei Boxen direkt in die Performance ein und wiederholte die Fragen, die sie damals ihren Interviewpartnerinnen gestellt hatte. Wie weit die scheinbar anderen Kulturen von Innsbruck auch entfernt liegen mögen, die Antworten bezüglich weiblicher Sexualität unterschieden sich nur wenig. Einige gute Sätze waren jedenfalls dabei. „There’s no way to predict becoming a whore“, sagte eine erfahrene Sex-Arbeiterin. „Maybe I’m lesbian and I don’t even know it“ fragte sich Julia Rosa Peer.
Leider ging der künstlerische Aspekt weitgehend unter. Über lange Strecken wirkte der Monolog wie ein Referat, dem nach der Vorstellung sogar noch eine Diskussion anberaumt wurde. Stimmung erzeugte allenfalls die schöne, atmosphärisch-musikalische und gesangliche Untermalung von Sarah Kivi.
All das Gerede über das nicht wirklich brandneue Thema „weibliche Sexualität“ ließ leider weniger Platz für das eigentliche Thema der weiblichen Ejakulation. Dieses fiel Julia Rosa Peer während ihrer Recherche per Zufall wortwörtlich in den Schoß, als sie entdeckte, dass sie selbst zum „Squirting“ imstande ist. Weil das Ejakulieren bei Frauen lange tabuisiert wurde, ist nicht sehr viel darüber bekannt. Peer änderte das mit einer absichtlich gespreizten Vorlesung über die weiblichen Geschlechtsorgane, bei dem sie von ihrem perfekten, amerikanischen Englisch ins quäkende Biologielehrerinnenenglisch wechselte. Anhand des Handbuchs „Freudenfluss: Die weibliche Ejakulation“ erläuterte sie, wie beim Orgasmus Sekrete – ähnlich dem männlichen Ejakulat, nur ohne Spermien – von der weiblichen Prostata (ja, auch die gibt es) stoßweise abgesondert werden. Der „Freudenfluss“ geht mit einem Orgasmus einher, der als „tickling, electric feeling“ beschrieben wurde. Und das Beste: Jede kann ejakulieren. Frau muss nur den Weg für die Stimulierung der Paraurethraldrüse finden. Es gab also doch Neues zu lernen.
Und ein bisschen Mythos macht den Sex ja auch spannender.
LG